Nachdem
in den vergangenen Jahren so unglaublich viele Bücher verfilmt wurden, gefiel
mir die Idee auf Anhieb, die Filmversionen den Originalbüchern
gegenüberzustellen und zu erörtern, was nun besser ist – Buch oder Film. Nun
also viel Spaß mit meiner ersten Gegenüberstellung – Sara Gruen’s „Wasser für die
Elefanten“.
DIE
STORY
Jacob
Jankowski ist neunzig. Oder dreiundneunzig. So genau weiß er das selbst nicht
mehr. Er lebt in einem Altersheim und erinnert sich daran, wie sich sein Leben
damals Anfang der 30er Jahre von einer Minute auf die andere völlig veränderte.
Nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Eltern stand er damals vor den Trümmern
seines Lebens – und das mit gerade einmal dreiundzwanzig Jahren.
Denn um sein
Veterinärmedizinstudium bezahlen zu können, hatten seine Eltern eine Hypothek
auf ihr Haus aufgenommen – und damit auch auf die darin befindliche Praxis. Und
obwohl der sein Examen noch schaffen könnte, da das Studium ja bereits bezahlt
ist, machte er sich Hals über Kopf auf den Weg, weg von zuhause, weg von seiner
Uni in Ithaca. Doch anders als die anderen Arbeitsuchenden zu der Zeit, hatte
Jacob das Glück, dass ein Zirkuszug seinen Weg kreuzte und er aus Verzweiflung
darauf aufsprang.
So kam er also zu Benzinis
spektakulärster Show der Welt und mit ihm auch zu dem völlig Wahnsinnigen
Stallmeister August Rosenbluth und seiner wunderschönen jungen Frau Marlena.
Schon vom ersten Augenblick an verliebt sich Jacob in die junge Frau und ahnt
dabei nicht, dass er damit eine Lawine ins Rollen bringt, die nicht nur sein
eigenes Leben zerstören könnte – denn August ist mehr als nur ein wenig
verrückt …
DAS
BUCH
Von
der ersten Seite an hat mich Sara Gruens Schreibstil buchstäblich gefesselt. Sie
hat eine ganz und gar einzigartige Art und Weise, beispielsweise das Altern zu
beschreiben, die einen einerseits lächeln, aber auch traurig werden lässt.
Zudem ist Jacob mir in einem Maße sympathisch, wie ich es bisher bei einem
fiktiven Buchcharakter noch nicht erlebt habe.
Er hat einfach diesen Wesenszug,
der es ihm erlaubt, seine Arbeit als Veterinär mit dem Herzen zu tun oder auch
Marlena selbst aus der Ferne zu beschützen, obgleich sie August nicht verlässt
und er daher im Grunde gar nichts für sie tun kann. Er braucht nicht viele
Worte, damit man genau erfasst, wie sehr er Rosie, die Elefantendame liebt.
Damit klar wird, dass er für Marlena alles tun würde.
Und dass es ihn auch noch
mit über neunzig wie am ersten Tag schmerzt, dass seine Marlena schon so früh
gestorben ist. Ein wirklich großartiges Buch, das einen ebenso sehr zum
Nachdenken animiert, wie es auch dazu anregt, diese Geschichte wieder und
wieder zu lesen.
DER
FILM
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Als er zu erzählen beginnt,
nimmt Jacobs Stimme – erst die des alten, dann die des jungen – einen sofort
mit in die 30er Jahre und damit in eine Zeit, in der Jacobs Leben noch in
geregelten Bahnen lief.
Zwar erwartungsgemäß tragisch, aber dennoch harmonisch
entwickelt sich die Geschichte … bis Marlena auf der Bildfläche erscheint. Denn
ganz anders im Buch ist Marlena nicht nur äußerlich vollkommen anders
anzusehen, nein, sie hat auch nichts von der Unbedarftheit und fast schon
Unschuld im Buch.
Und sie ist zu alt. Ja, das muss ich leider sagen. Vollkommen
egal, dass Marlena eigentlich dunkelhaarig ist – Jacob hat immerhin im Buch
auch rotblondes Haar –, ist es doch offenkundig, dass sie im Film viel älter
ist als Jacob.
Obgleich sie laut Buch sogar gleich alt sind. Aus diesem Grund
hat man im weiteren Verlauf des Films immer das Gefühl, dass sie sich über ihn
stellt, was im Buch kein einziges Mal der Fall ist. Das größte Manko überhaupt
am Film, wie ich finde. Denn Christoph Waltz ist Augusts Wahnsinn vollauf
gewachsen, Robert Pattinson als junger Jacob Jankowski macht sich gut und auch
Hal Halbrook als alter Jacob passt prima ins Bild.
RESÜMEE
Vermutlich
wäre meine Entscheidung knapper ausgefallen, wenn Marlena mit Reese Witherspoon
leider nicht so fehlbesetzt gewesen wäre. So allerdings ist meine Wahl – und
damit meine Empfehlung an euch – ganz und gar eindeutig auf das Buch gefallen,
das, wie ich finde, jeder gelesen haben sollte. Denn es ist wirklich, wirklich,
wirklich gut. :)
MEIN
TIPP
Wenn ihr euch doch für den Film entscheiden solltet –
ist immerhin nicht jedermanns Sache, das mit dem Lesen – und der englischen
Sprache halbwegs mächtig seid, dann solltet ihr euch den Film unbedingt im
Original, also auf Englisch ansehen.
Mir ging es nämlich so, dass ich die
deutsche Synchronisation von Robert Pattinson in der Rolle des jungen Jacob
einfach furchtbar fand und dass es mir dadurch gar nicht richtig gelang, mich
so richtig auf die Geschichte einzulassen – insbesondere ganz am Anfang, als der
alte Jacob zu erzählen beginnt und die Stimmen ineinander übergehen. Also –
schön auf Englisch gucken, dann klappt’s auch mit dem Eintauchen in diese
großartige Geschichte. :)