[Book vs. Movie] "Rubinrot" von Kerstin Gier

Ganz ehrlich? Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass ich dazu kommen würde, mir die Verfilmung von Rubinrot im Kino anzusehen. Nicht etwa, weil ich keine Zeit habe, sondern eher, weil ich so meine Schwierigkeiten hatte, eine Begleitung zu finden. Und dann gestern, als ich so mit Tabea durch die Stadt gebummelt bin - Besuche bei Thalia und der Stadtbibliothek natürlich inklusive -, sind wir auch am Kino vorbeigekommen und haben entdeckt, dass Rubinrot um halb fünf am Nachmittag gezeigt wird. 

Was haben wir also getan? Sind weiter herumgebummelt und haben sogar einen ausgedehnten Zwischenstopp bei McCafé eingelegt, nur damit die Zeit endlich rumging. Und als es dann endlich Zeit war, um die Kinokarten zu holen - eigentlich je nur 5€, weil dienstags ja immer Kinotag ist -, kam auch schon die erste Überraschung. Wegen einer einzigen Minute Überlänge gab es ernsthaft 1€ Aufschlag. Völlig daneben, wenn ihr mich fragt. Dass man uns dann auch erst in den Kinosaal gelassen hat, als die Werbung schon voll lief und alle Lichter aus waren ... Hmpf.

Aber der Spaß, den ich immer mit Tabea im Kino habe, hat all das doch irgendwie aufgewogen. Denn auch wenn es sicherlich nur wenige mögen - ich bin ja bekanntermaßen ein "Kinoquatscher", muss meinen Gedanken noch während des Films meist Luft machen. Und Tabea eben auch. Der Horror für viele Kinogänger, ich weiß. Aber so sind wir nun mal - und das ist auch gut so, wie ich finde. Wobei es doch irgendwie seltsam war, in einem nur spärlich besetzten Kinosaal zu hocken, zwischen lauter Dreizehn- und Vierzehnjährigen, die ihren ersten Freund mit ins Kino geschleift haben. Da kam man sich direkt alt vor ... aber was kann ich schon dafür, wenn es immer so lange dauert, bis Bücher die ich liebe, verfilmt werden? ;)


DIE STORY
Gwendolyn Sheperd stand ihr ganzes Leben lang im Schatten ihrer Cousine Charlotte, die angeblich einen seltenen Gendefekt hat und somit auf eine Gwen nicht so ganz ersichtliche Weise ungeheuer besonders ist. Aber als anstatt Charlotte Gwen diejenige ist, die unversehens in der Zeit springt, urplötzlich im London der Vergangenheit landet, steht schnell eines fest - nicht Charlotte hat das omminöse Gen geerbt, sondern Gwendolyn. Und besagtes Gen befähigt sie dazu, in der Zeit zu springen. 

Genau wie Gideon de Villiers. Zwei Jahre älter als die sechzenjährige Gwen, ist er alles andere als begeistert davon, dass er nun anstatt der folgsamen Charlotte die widerspenstige Gwendolyn an seiner Seite hat. Und es ist ja nicht so, als ginge es um nichts. Nein, viel mehr haben beide, Gwen und Gideon, den Auftrag, in die Vergangenheit zu reisen und die anderen noch fehlenden Zeitreisenden aufzusuchen und ihnen Blut zu entnehmen, um es in den neuen Chronographen einzulesen und den Kreislauf des Blutes zu schließen.


Der Chronograph ist es nämlich, der es Gwen und Gideon ermöglicht, gezielt und weit weniger gefahrlos in der Zeit zu springen. Er wird von der so genannten Loge des Grafen von St. Germain beschützt - zumindest solange, bis Lucy Montrose, Gwens Cousine, und Paul de Villiers, ein entfernter Verwandter von Gideon, den ersten Chronographen, in dem nur noch das Blut von Gideon - dem Diamanten - und Gwendolyn - dem letzten Stein, nämlich dem Rubin - fehlte, gestohlen haben. Nun ist es also ihre Aufgabe, die Zeitreisenden aufzuspüren, die ihr Blut nur in den ersten Chronographen eingelesen hatten und dieses auch in den zweiten einzulesen. Doch dieser Mission stellen sich nicht nur Lucy und Paul, die ein seltsames Interesse an Gwen haben, in den Weg - auch Gwen ist nicht so ganz dafür gerüstet, in der Vergangenheit nicht aufzufallen ...


DAS BUCH
Es ist inzwischen nun schon ein ganzes Weilchen her, dass ich Rubinrot gelesen habe, aber ich weiß auch jetzt noch genau, dass ich das Buch von der ersten Seite an geliebt habe. Kerstin Giers Talent, diese wunderbar verrückte Familie zu beschreiben, in der Gwen lebt, hat mich wirklich fasziniert. Und was ihren Humor angeht - ich hätte gerade dieses Buch nie lesen sollen, während ich noch aussah wie ein einseitiger Hamster, nach meiner ersten Weisheitszahn-OP. Wer bei diesem Buch nämlich nicht lachen muss - na, also, mit dem stimmt was nicht. Und ich habe gelacht. So oft, dass ich irgendwann echt furchtbare Schmerzen hatte, weil das eben mit geschwollener Backe und so weiter keine gute Idee ist.

Ich liebe die Geschichte, die mit Rubinrot ihren Anfang nimmt. Ich liebe Gwen, die ehrlich ist und auch mal genau das sagt, was sie denkt. Und ich liebe Gideon, der manchmal so ungeschickt mit Gwen umgeht, dass seine scheinbar so perfekte Fassade ganz leicht zusammen fällt - von seinem Humor einmal abgesehen. Oder um es einmal ganz klar zu sagen - Kerstin Giers Bücher waren die ersten in einer langen Reihe von Versuchen, mich für deutsche Autoren zu begeistern, die ich wirklich gerne gelesen habe. So richtig, richtig gerne. Auch mit Hamsterbacke und Schmerzen habe ich mich großartig unterhalten gefühlt.


DER FILM
Genau wie bei deutschen Autoren, bin ich auch recht verhalten, was deutsche Filme angeht - shame on me. Aber da ich das Buch so gerne gelesen habe, habe ich mich einfach mal überraschen lassen. Und ich hatte zugegebenermaßen auch Spaß dabei, mir den Film anzusehen.. Mal abgesehen davon, dass Gwens, also Maria Ehrichs Augen irgendwie echt gruselig waren. Kontaktlinsen hin oder her - das sah wirklich seltsam aus.Großer Pluspunkt für mich waren die zum Teil Wort für Wort übernommenen Passagen aus dem Buch. Und auch wenn der Verlauf des Films - wie fast bei jeder Buchverfilmung - ein wenig anders war, ließ sich der Film dennoch jeder Zeit zweifelsohne als das identifizieren, was er war - die Verfilmung von Rubinrot.

Und auch die Kostüme und Frisuren konnten uns beiden - Tabea und mir - so manches Schmunzeln
entlocken, was immer gut ist. Immerhin lockert das die Stimmung eines Films auf. Schön war auch, dass ich den Schauspielern ihre Rollen auch abgenommen habe, wenngleich der Film im Vergleich zum Buch irgendwie keinen richtigen Spannungsbogen hatte, keinen Höhepunkt, auf den er zuläuft. Schade, wenn ihr mich fragt. Aber dennoch - ein ganz netter Film, würde ich mal meinen.


RESÜMEE
Also allen Lesern kann ich Rubinrot wirklich nur wärmstens empfehlen. Was den Film angeht, so mag ich ihn ganz gerne. Allerdings fehlt ihm dieser Wow-Effekt, der Spannungsbogen. Einfach das Ereignis, auf das die Geschichte zusteuert. Die Geschichte wurde zwar recht gut nacherzählt, aber der Film hatte einfach kaum Überraschendes. Und dieses Kribbeln, das man bei richtigen Blockbustern immer hat, blieb leider ganz außen vor.

Kurzum: Für mich hat das Buch dem Film leider so einiges voraus. Allerdings sorgt auch der Film für zwei nette Stunden Unterhaltung.